Während es im Nachrichtengeschäft darum geht, die relevante Information schnell - und zwar schon im allerersten Satz - zu transportieren („Unfall mit 3 Toten und zwei Schwerverletzten gestern Abend in Köln“), geht es beim Clickbaiting um das genaue Gegenteil. Hier wird zunächst mit einem Cliffhänger (bekannt aus Film und Fernsehen) gearbeitet. Die Headline macht neugierig, ist reißerisch formuliert und verspricht den Leser oft etwas Unglaubliches oder Unerwartbares, das durch ganz bestimmte Signalwörter kommuniziert wird - häufig in Verbindung mit Namen von Pomis oder großen Firmen.
Mit diesen Headlines spielen die Seiten mit der Neugierde der Nutzer. Nach dem Klick auf den Link, wird der Leser dann zur Zielseite geleitet und erhält oft folgendes: Der Texteinstieg ist Aufmerksamkeit erzeugend, verspricht weitere Informationen. Dann wird zunächst oft Nebensächliches oder Vergangenes wiedergekaut. Und am Ende (des Textes) ist der Kern der Information meist schal, nutzlos, eine blanke Nullinformation oder auch schlicht falsch.
Beim Clickbaiting geht es darum, so viele Baits (inhaltliche Köder) wie möglich auszulegen, wie es nur irgendwie geht, um den Online-Leser bei der Stange zu halten und zum Weiterklicken zu bewegen. Solche Texte („Was ALDI mit diesem neuen Hartgummi-Gadget wirklich vorhat“) sind handwerklich stark vom Boulevardjournalismus beeinflusst und erscheinen in der Regel auf kostenlosen Content-Portalen. Der „Preis“, den der User für diese Sorte Content bezahlt ist: seine Zeit (auch wenn es nur 2 Minuten Lesezeit sind) und das Betrachtenmüssen von Online-Werbeanzeigen. Der Erkenntnisgewinn solcher Texte liegt bei nahe Null. Wieso verfolgen die Unternehmen diese oft nervige Praxis? Ihr einziges Ziel besteht darin, die Seite mit Traffic zu versorgen, um im Nachhinein die Website mit der Platzierung von Onlinewerbung zu monetarisieren.