09 Jul
09Jul

Wut am Arbeitsplatz gilt oft als unerwünscht – dabei ist sie allgegenwärtig, nur meist gut versteckt. Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim zeigt: Ärger ist kein Störfaktor per se. Im Gegenteil – konstruktiv genutzt, kann er sogar die Produktivität steigern. Entscheidend ist nicht die Emotion selbst, sondern der Umgang damit.Für die Studie wurden 214 Beschäftigte aus verschiedenen Branchen über zwei Wochen begleitet. Sie dokumentierten mehrmals täglich ihre Erfahrungen mit Ärger, ihren Umgang damit und ihre Arbeitsleistung

Das Ergebnis: Es besteht kein direkter negativer Zusammenhang zwischen Ärger und Produktivität. Vielmehr kommt es auf die Bewältigungsstrategien und das soziale Umfeld an. Besonders wirksam ist die sogenannte konfrontative Bewältigung – also daoffene und respektvolle Ansprechen der Ursache. Wer Ärger nicht unterdrückt, sondern gezielt einbringt, kann die freigesetzte Energie produktiv nutzen. Gefährlich wird es dort, wo negative Gefühle nicht geäußert werden dürfen: Grübeln, Rückzug und innere Anspannung gehen häufig mit einem Leistungsabfall einher.

Eine zentrale Rolle spielt das emotionale Klima im Team. In vertrauensvollen Arbeitsbeziehungen fällt es leichter, Gefühle zu zeigen und in konstruktive Bahnen zu lenken. Wut kann dann zum Anstoß für Veränderung und Verbesserung werden – auch für eher zurückhaltende Persönlichkeiten. Hier kommt die interne Kommunikation ins Spiel: Sie gestaltet den Raum für Emotionen – z. B. durch Feedbackformate, Dialogveranstaltungen oder gemeinsame Reflexion. Sie fördert Zugehörigkeit, vermittelt Werte und macht emotionale Sicherheit erlebbar.

Führungskräfte und Organisationen sind gefordert, emotionale Signale nicht als Störung, sondern als wertvolle Information zu verstehen. Damit Wut nicht zur Belastung wird, sondern als Ressource wirken kann, braucht es eine Kommunikationskultur, die Offenheit, Vertrauen und Beteiligung ermöglicht. Dann wird aus einer vermeintlich unangenehmen Emotion ein Treiber für Entwicklung – individuell und im Team.

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.