24 Apr
24Apr

Dass man sich auf digitale „Medien“ wie Facebook oder Twitter nicht verlassen kann: geschenkt! Aber was ist mit den guten, alten, vertrauenswürdigen Medienmarken? Was ist, wenn Springer-Chef Matthias Döpfner sich per Kurznachricht an die Redaktion für die FDP einsetzt und seine Redakteure ermahnt, die FDP auf etwa 16% hoch zu schreiben, wie die ZEIT neulich aufdeckte? Was ist, wenn der SPIEGEL zum wiederholten Male eine erfundene Reportage einräumen muss? Und was machen Tagesspiegel, Süddeutsche und FAZ? Machen die keine Fehler? Doch, machen sie. Vieles davon kommt auch raus, entweder freiwillig oder unfreiwillig durch die Konkurrenz. Und woher hat wohl die ZEIT die delikaten Döpfner-Statements so unmittelbar im zeitlichen Zusammenhang einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Springer-Verlag und Ex-Bild-Chef Julian Reichelt?

Zwischenfazit: Man kann eigentlich niemandem trauen, man kann nur versuchen, sich durch Nutzung verschiedenster Medien ein eigenes Bild von der Wirklichkeit zu machen. Immer bleibt es aber nur eine Annäherung. Denn schon die redaktionelle Entscheidung, eine Meldung zu veröffentlichen oder nicht, ist ja bereits Resultat einer Meinungsbildung des handelnden Redakteurs. 

Bleibt die Frage: Wie vertrauenswürdig sind denn die digitalen Medien? Zunächst mal: Dort arbeiten keine Menschen, sondern Algorithmen. Und die haben vorwiegend die Aufgabe, die User auf der Plattform zu halten. Sichtung, Wertung und Selektion von Inhalten (egal ob falsch oder echt) findet dort somit nach ganz anderen Kriterien statt, als bei Medien, wo lebende Menschen in Redaktionen arbeiten. Redakteure im engeren Sinne hat Facebook nicht, genau so wenig wie Twitter. Und von Tiktok, Insta und Pinterest wollen wir hier gar nicht erst reden. - Sicher, es gibt etliche digitale Ableger von angestammten Medienmarken auf Youtube, Facebook, Twitter. Aber darum geht es hier ja nicht.

Hier geht es um die Blasen, um die in sich geschlossenen Peer Groups, die sich auf den Plattformen nur noch um sich selbst drehen, weil ihnen der Algorithmus immer noch mehr vom Gleichen liefert. Je mehr, desto größer die Wahrscheinlichkeit, Verschwörungstheorien aufzusitzen. Clever erkannt haben das Russland, China und einige andere autoritäre Groß-Akteure. So gewann Trump die Wahl, so funktionierte der Brexit: Weil die Propagandamaschinen clever und mit viel Geld die jeweiligen Blasen vergrößerten. Und immer noch tun. Denn Russland will die westlichen Gesellschaften genauso destabilisieren wie China. 

Darüber hinaus will China bis 2049 (100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei) führende globale Macht werden – so das erklärte Ziel von Xi Jinping. Fazit: Wer erst einmal in seiner Digitalblase ist, kommt da schwer wieder raus. Denn natürlich betrachtet er auch die klassischen Medien durch seine Verschwörungsbrille. Und wenn diese Medien dann auch noch beim Schummeln erwischt werden, sieht er sich erneut bestätigt. - 

Keine Frage: Mit digital verseuchten Verschwörungstheoretikern muss man nicht mehr diskutieren. Bleiben unsere Kinder. Denen Medienkompetenz beizubringen (und zwar auf die Inhalte bezogen wie auch auf die Technologien), sollte eine oberste Aufgabe in jedem Elternhaus sein. – Bis 2049 ist es ja noch ein bisschen hin. Das sollte Hoffnung geben.

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.