02 Nov
02Nov

Ich möchte nicht von jedem geduzt werden, jedenfalls nicht im Geschäftsleben. Das hat nichts mit meiner westfälischen Herkunft zu tun. Ich möchte mir halt aussuchen, ob mein Friseur, mein Kellner, mein Kollege mich duzt. Okay, ich verstehe schon, dass ich alleine gegen einen allgemeinen Sprachtrend nichts ausrichten werde – aber ich kann ja die Duzer ungefragt zurück siezen. Gegen Freundlichkeit und Höflichkeit kann niemand etwas haben. Gegen Plumpheit und grundlose Kumpelhaftigkeit sehr wohl.

Klar kann ich beim Fußball meinen Mitspieler nicht siezen („Decken Sie bitte den Mittelstürmer da vor Ihnen.“ – „Wie lächerlich!). Und klar kann ich in einer Workshopsituation, in der sich alle auf ein Du einigen, nicht gut ausscheren, nur weil ich meinen westfälischen Dickkopf durchsetzen will. Sowas führt zu unnötiger Irritation und Isolation.

Klar weiß ich, dass Sprache einem stetigen Wandel unterworfen ist. Aber man muss ja nicht jeden Trend (sofort) mitmachen. Und falsch ist übrigens das Argument, im angelsächsischen Bereich gäbe es ja auch nur das You. Das ist aber kein deutsches Du. Was man immer dann bemerkt, wenn man sich z.B. in USA einem fremden Menschen persönlich vorstellt („Nice to meet you Mr. Miller.“). Erst wenn der andere den Vornamen anbietet („Just call me Bob.“) ist der Dialog etwas weniger förmlich.

Es ist müßig zu spekulieren, ob IKEA („Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“) die Duzerei nach Deutschland brachte. Oder war es Thomas Gottschalk, der vor vielen Jahren ganz subtil das „Plural-Ihr“ zugunsten des „Plural-Sie“ verwendete („Schön, dass Ihr hier seid!“). Fakt ist: Das Duzen ist Trend. Was dazu führt, dass viele Unternehmen sich überlegen, wie sie Ihre Kunden ansprechen. Darf ein Stadtwerk seine Kunden Duzen? Momentan wird oft die Variante gewählt, auf Facebook und Instagram zu Duzen und bei sonstigen Dialogen, ob per Brief, Mail oder Telefon, zu siezen – kann man machen, muss man aber nicht. Wichtig wird sein, den allgemeinen Sprach-Trend weiter zu beobachten.

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