30 May
30May
Postfaktisch war das Wort des Jahres 2016. Im Kern geht es darum, dass Fakten nicht wichtig seien, um Menschen zu überzeugen. Die Welt sei viel zu komplex. Da reichen – so die Vertreter des Postfaktizismus-Arguments – gut formulierte Meinungen, Einschätzungen und Emotionen bereits aus. Und das sei eben das Neue und Revolutionäre am postfaktischen Zeitalter. Zwei Denkfehler offenbaren sich hier, der erste ist ein Logik-Fehler: selbst wenn ich Meinungen verbreite, brauche ich eine (mehr oder weniger zutreffende) Faktenbasis. Der zweite Fehler offenbart einen Bildungsmangel: „Wo Nachrichten fehlen, wachsen die Gerüchte“, formulierte im vergangenen Jahrhundert schon der italienische Schriftsteller Alberto Moravia. Und der antike Philosoph Epiktet formulierte im 1. Jahrhundert nach Christus: „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die Dinge.“

 
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